Mittwoch, 16. August 2017

"Agent*in" vom Netz genommen



Barbara Unmüßig und Dr. Ellen Ueberschär, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, erklären:

In Abstimmung mit der Redaktion des Projekts hat der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung das Online-Lexikon „Agent*In“ vom Netz genommen. Die öffentlich und intern geübte Kritik am Format der „Agent*In“ hat uns deutlich gemacht, dass dieser Weg nicht geeignet ist, die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung zu Antifeminismus zu führen. Wir bedauern sehr, dass durch die gewählte Form manche an antidemokratische Methoden erinnert werden und entschuldigen uns bei denjenigen, die sich möglicherweise persönlich verletzt fühlen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung steht im In- und Ausland für eine Bildungsarbeit, die sich für Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit einsetzt und dabei in ihrer Arbeit vom Respekt für Andersdenkende geprägt ist, aber auch die Meinungsäußerungs- und Wissenschaftsfreiheit verteidigt. Insbesondere vor diesem Hintergrund werden wir die Kritik und Reaktionen zum Anlass nehmen, die bisherige Veröffentlichung zu überprüfen. Entsprechend unseres Selbstverständnisses werden wir Ziele und Format sowie die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk und die Wirkung der „Agent*in“ kritisch hinterfragen, zeitnah intern beraten und die öffentliche Debatte führen. Das Ergebnis werden wir mitteilen. Solange ruht das Projekt.

Berlin, den 07. August 2017

"Ohne Feminismus lässt sich die Welt nicht retten" & "„Die Zeit ist reif, etwas Radikales zu tun“ - by Anna Koch



Hier zum Artikel:

Heute kämpfen sie für das Recht jedes einzelnen Menschen auf Freiheit, Frieden und Würde. 
Diese Stelle wird an anderer Stelle noch einmal wichtig...

Junge Feminist*innen wie beispielsweise Laurie Penny und Margarete Stokowski definieren Feminismus längst im Kontext einer globalen Bewegung für Demokratie, freie Entfaltung und ein Recht auf Würde. 
Etwa DIE Laurie Penny?


Längst geht es nicht mehr nur um die Rechte von Frauen; es geht um die Rechte aller Menschen, die nicht weiß, heterosexuell oder männlich sind.
An dieser Stelle knüpfe ich an das erste Zitat. "für das Recht jedes einzelnen Menschen auf Freiheit, Frieden und Würde." und nun heißt es "...oder männlich sind.".
Also was nun? Kämpfen Feminist*innen nun auch für Männer, wenn sie "jeden" meinen oder exkludiert das nun Männer? Und warum? Fragen über Fragen. Ich bin maximal verwirrt. Aber nicht verwundert. Beim Einsatz für Menschenrechte, wie Anna das so schön nennt, kategorisiert sie nun selbst in Mann und weiß. Denn diese werden niemals diskriminiert. Und selbst das ist schon rassistisch und sexistisch.

Das Feministische Netzwerk greift genau diese Überzeugung auf. Auf ihrer Agenda stehen nicht nur reproduktive Rechte und die Anerkennung von Care-Arbeit, sondern auch ein Ende der Gewalt gegen alle Menschen, Bürger*innenrechte, die Rechte von LSBTQIA, Menschen mit Behinderungen und Einwander*innen. 
"...sondern auch ein Ende der Gewalt gegen alle Menschen,..."
So so. Wie soll das konkret funktionieren? Hat sich Anna einmal genau über Gewaltursachen informiert? Wie sieht es mit der Reproduktion und den Rechten von Männern aus? Werden die auch gestärkt bzw.  Ich verwette meinen weißen Cis-Hintern, dass sie es nicht tat.





Hier zum Artikel 

„Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ ist ein Grundsatz, an den sich kaum ein Unternehmen hält.
Das weiss Anna woher genau? Gibt es hierfür belegte Angaben? Die würden mich brennend interessieren und möglicherweise überzeugen. Andernfalls nur eine Behauptung...

Zum einen, weil es immer noch Europäer*innen wie beispielsweise den EU-Parlamentarier Janusz Ryszard Korwin-Mikke gibt, die Frauen für schlichtweg weniger leistungsstark halten. 
Eine Behauptung...
Wenn ich diese Aussage mit der Umfrage im Auftrag der Europäischen Kommission 2015 vergleiche, dann zeichnet sich mir ein anderes Bild:
- Die Europäer sind fast einhellig (94 %) der Meinung, dass die Gleichstellung von
Männern und Frauen ein Grundrecht ist. Sieben von zehn Befragten (70 %)
stimmen dieser Aussage sogar „voll und ganz“ zu.
- Mehr als neun von zehn Europäern (91 %) stimmen zu, dass die Bekämpfung der
Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen notwendig ist, um eine fairere
Gesellschaft zu schaffen. 58 % stimmen dieser Aussage „voll und ganz“ zu. Ein
ähnlich hoher Anteil der Befragten (89 %) ist außerdem der Meinung, dass die
Gleichstellung der Geschlechter Frauen helfen wird, wirtschaftlich unabhängiger zu
werden. 
Schlussfolgerung: Korwin-Mikke ist also ganz klar den Gegnern der Gleichberechtigung/-stellung und somit steht Korwin-Mikke nicht stellvertretend für DEN frauenfeindlichen Europäer. 

Zum anderen, weil viele den Mythos glauben, dass Frauen selbst schuld seien, wenn sie weniger verdienen. 
Schuld per se kann man so nicht sagen... Es sind jedoch, wie festgestellt wurde, eigene  Entscheidungen, aus den jeweiligen unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsmodellen, Link im letzten Absatz.

Entweder würden sie nicht das gleiche Gehalt fordern oder seien in Verhandlungen zu zurückhaltend. 
Seltsam, dass auch hier Frau Koch keinerlei Hintergrundinfos anfügt, wie sie auf diese Behauptungen kommt. Ich investiere keine 10 Sekunden in eine Google Suche und bekomme folgende Ergebnisse (abgesehen von eigenen Erfahrungen aus Vorstellungsgesprächen mit Bewerberinnen):
- e-fellows.de (Triggerwarnung: die Überschrift des zweiten Absatzes lautet "Teilweise selber schuld"
- Süddeutsche (nochmal Triggerwarnung: in der Subheadline heißt es schon wieder "Selbst schuld,...")
-  access.de (keine Sorge, diesmal keine Schuld...) 
- computerwoche
- Brigitte 

In Deutschland beträgt die Gender Pay Gap übrigens 21 Prozent. 
...wie gesagt, Recherche ist die halbe Miete!
Anna KingKoch überliest den Bereinigten Pay Gap (Statistisches Bundesamt), mit dem Unbereinigten Pay Gap lässt sich schließlich ein dramatischeres Bild zeichnen.








Sexismus Valley - Das Google Manifest Teil 1


"Google-Mitarbeiter gefeuert".
So oder so ähnlich wurden die letzte Woche zig Artikel betitelt. Dem vorausgegangen ist das Manifest eines Google-Mitarbeiters. Darin schildert dieser seine Sicht über Google's Work Policy, kritisiert diese und weist letztendlich darauf hin, wie man diese beseitigt.

"Natürlich muss darüber geschrieben werden, Frechheit!" dachte sich Anett. Das Manifest lesen muss man aber nicht.

Sie schrieb in der Welt folgenden Artikel:


Alle Männer sind also schlechte Journalisten. 
Hier die wichtigsten Zitatstellen und eine kurze Bemerkung dazu, da ich bei so einem pseudo-journalistischen Käse Schädelbrummen bekomme und manche Antworten waren dementsprechend nur in Gifs darstellbar. Anett hat offenbar in ihrer Kränkung versucht, etwas wahnsinnig Originelles und Sarkastisches zu schreiben.

"Frauen sind nicht für IT-Jobs geeignet, behauptet ein Google-Mitarbeiter." 
Hat er nicht. In keiner Zeile... Stattdessen:
"Note, I’m not saying that all men differ from women in the following ways or that these differences are “just.” I’m simply stating that the distribution of preferences and abilities of men and women differ in part due to biological causes and that these differences may explain why we don’t see equal representation of women in tech and leadership. Many of these differences are small and there’s significant overlap between men and women, so you can’t say anything about an individual given these population level distributions."

"Ich will hier niemanden diskriminieren. Wirklich nicht." 
Das ist nicht mal witzig... ich nehme an, das sollte es sein.

"Aber es gibt auch biologische Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Und die führen eben dazu, dass Männer schlechte Journalisten sind. Ich kann nichts dafür. Ich kann es nur belegen."
Auch nur wieder ein ganz verkrampfter Versuch, witzig zu sein und das einfach umzudrehen. Man hat mich schon mal deutlich lauter gähnen hören. Und belegt hat Anett das auch nicht.

"In seinem zehnseitigen Text legt der Software-Entwickler dar, warum alle seine Kolleginnen grundsätzlich nicht gut genug für ihren Job seien."
Frauen, führt der Autor aus, erfüllten die biologischen Voraussetzungen für Software-Entwicklung nicht. Man stelle sie nur aus politischen Motiven ein." 
Das klingt dann gar nicht mehr so nach dem, was er in folgendem Absatz sagt:
"Feminism has made great progress in freeing women from the female gender role, but men are still very much tied to the male gender role. If we, as a society, allow men to be more “feminine,” then the gender gap will shrink, although probably because men will leave tech and leadership for traditionally feminine roles."

"Ich kann ihn so gut verstehen. Endlich sagt es mal einer. Im Journalismus haben wir das gleiche Problem, nur umgekehrt. Doch wird dieser Mann gefeiert für seine Courage, die Wahrheit öffentlich zu machen? Nein, er wird kritisiert." 
"I’ve gotten many personal messages from fellow Googlers expressing their gratitude for bringing up these very important issues which they agree with but would never have the courage..."

"Medien berichten weltweit. Google hat ihn entlassen. Kollegen werfen ihm vor, das Arbeitsklima zu vergiften und seinen Job selbst nicht verstanden zu haben: Sämtliche Eigenschaften, die er abfällig als „weiblich“ einordnet, seien Kernkompetenzen in der Software-Branche."
Aha... klingt auch nicht so nach:
"Note, I’m not saying that all men differ from women in the following ways or that these differences are “just.” I’m simply stating that the distribution of preferences and abilities of men and women differ in part due to biological causes and that these differences may explain why we don’t see equal representation of women in tech and leadership. Many of these differences are small and there’s significant overlap between men and women, so you can’t say anything about an individual given these population level distributions." 

"Im Gegensatz zu Google beziehungsweise Alphabet, dem erfolgreichsten Internet-Unternehmen aller Zeiten, ist mein Arbeitgeber kein Verlierer. Ich darf die Wahrheit schreiben. Auch wenn die Wahrheit, dass Männer schlechtere Journalisten sind, einigen wehtun dürfte." 


"Doch Männer können nicht so gut mit Sprache umgehen wie Frauen. Dazu gibt es Studien: Frauen benutzen eher Worte – Männer ihren Körper."
Füge die Studien doch mit an, Anett. Man man man...
Aber ich fand folgendes:


"Jedenfalls sollte es ein Beruf sein, in dem man nicht ganze Tage damit verbringt, anderen zuzuhören, denn das können Männer auch nicht. Frauen haben dort, wo Gehörtes verarbeitet wird, elf Prozent mehr Hirnmasse. Das macht sich bemerkbar. Im Journalismus hört man dauernd irgendwem zu: Politikern, Unternehmern, Wissenschaftlern, Juristen, Lehrern – die Liste ist lang."
Mein liebstes Beispiel für die oft auch weibliche Gesprächskultur...



"Hinzu kommt noch, dass Männer sich Studien zufolge eher für Dinge interessieren als für Menschen. Sie hören also nicht nur schlechter zu, sie sind ganz allgemein asozialer."
Welchen Studien?

"Männer verschrecken ihre Gesprächspartner, weil sie größer und kräftiger sind als Frauen. Ihre Interviews laufen schlechter, auch am Telefon, denn Männer haben tiefere Stimmen, und tiefe Stimmen – auch dazu gibt es Studien – signalisieren Dominanz, und die wiederum schüchtert ein."
Wieder Studien... welche bloß?

"Männer sind zehn Prozent häufiger farbenblind, auch das beeinträchtigt die Arbeit. Zum Beispiel bei der Fotoauswahl oder bei der Berichterstattung über rot-grüne Koalitionen. Männer machen dauernd Fehler." 
Und trotzdem sind die meisten Fotografen männlich und dazu auch noch häufiger Preisträger als Frauen. Und nun?

"All das meine ich wirklich nicht böse. Ich habe nichts gegen Männer. Das alles hier sind einfach biologische, nach bestem Wissen und Gewissen ausgesuchte Fakten."



"Fühlt euch also bitte nicht angegriffen, liebe Kollegen. Ihr seid schlecht in eurem Job, den ihr nur habt, weil ihr politisch und gesellschaftlich bevorzugt werdet. Aber ich verzeihe euch. Wir wollen doch weiterhin gut zusammenarbeiten."